Erweiterung Hochschule Esslingen in Zusammenarbeit mit Dieter K. Keck
Bildung, Nachhaltiges Bauen, Neubau

  • Bauherr: Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Staatl. Vermögens- und Hochbauamt Ludwigsburg
  • Nutzung: Bildung
  • Standort: Esslingen am Neckar
  • Fertigstellung: 1996
  • BGF: 16.430 qm
  • BRI: 70.000 cbm
  • Auszeichnungen: Photovoltaik-Architekturpreis Baden- Württemberg 2001 (Anerkennung)
  • Fotos: Walter Jack, Christian Kandzia

120 Jahre nach ihrer Gründung sollte die Hochschule Esslingen erweitert werden. 1988 konnte unser Büro im Wettbewerb überzeugen und übernahm die Planung für die Neubauten in Zusammenarbeit mit dem Architekten Dieter K. Keck.
Auf dem neu geschaffenen Campus entstanden ein Laborgebäude, ein Verwaltungsgebäude, eine Zentralwerkstatt und ein Schwerlastlabor für Belastungen bis zu 10 Tonnen pro Quadratmeter. Durch die Anordnung der neuen Gebäude wurde eine Mitte geschaffen, die einen attraktiven Campuscharakter schuf. Trotz ihrer Dimension vermitteln die Glasfassaden der Neubauten Offenheit, Leichtigkeit und Transparenz und stellen auf selbstverständliche Weise den Bezug zu ihrer Umgebung und zu ihren Nutzern her.

Das Laborgebäude der Fachhochschule Esslingen ist als Skelettbau mit großen Spannweiten und einer Gebäudetiefe von ca. 15 m konzipiert und umfasst in den aussteifenden Kernen die Funktionen Erschließung, Sanitäreinheiten und vertikale Haustechnikerschließung. Dadurch entstehen großzügige Flächen, die frei in Laborräume aufgeteilt werden konnten und bei einer möglichen zukünftigen Neustrukturierung des Gebäudes unterschiedlichste Funktionen und Raumdispositionen zulassen. Ebenso wie die Tragstruktur des Gebäudes sind auch die Verwendung der Materialien und die Integration der Haustechnik als offene Systeme gedacht, d.h. die Materialien sind in ihrer natürlichen Materialität additiv verbaut, sodass Sie jederzeit ausgebaut und sortenrein getrennt werden können. Die Haustechnik ist komplett als offene, sichtbare Installation ins Gebäude integriert und kann nach Bedarf auf einfache Weise erweitert oder verändert werden. Auch eine sortenreine Trennung der Materialien kann im Falle eines Rückbaus ohne Probleme erfolgen.

Das 120 Meter lange Laborgebäude verfügt über eine Fassade aus Holz, die durch eine außenliegende Glasfassade vor Wind und Feuchtigkeit geschützt wird. Über diese Doppelfassade werden Temperatur und Luftfeuchtigkeit gesteuert. Im Winter sind die Lüftungsklappen auf der Unter- und Oberseite der Fassade geschlossen, sodass der Luftzwischenraum zwischen äußerer und innerer Fassade erwärmt und damit ein Wintergarteneffekt mit passiver Solarenergienutzung erzeugt wird. Steigt die Luftfeuchtigkeit im Fassadenzwischenraum, werden die Klappen sensorgesteuert geöffnet und die Feuchtigkeit kann entweichen. Bei warmen Temperaturen dagegen sind die Lüftungsöffnungen geöffnet, wodurch ein Kamineffekt entsteht, der die warme Luft aus dem Fassadenzwischenraum entweichen lässt. Die Doppelfassade sowie die in die Fassaden integrierten, schallabsorbierenden Elemente tragen maßgeblich zu Behaglichkeit und Aufenthaltsqualität der Räume bei. Sie ermöglichen den Nutzern, trotz des hohen Verkehrsaufkommens auf der Kiesstraße, die Fenster ohne übermäßige Lärmbelästigung zu öffnen. Die Süd-Ausrichtung und Neigung der Foyer-Fassade bot eine ideale Fläche zur Anbringung einer Photovoltaikanlage. Zum ersten Mal in Deutschland wurde deshalb eine eigens entwickelte nachführbare Photovoltaikanlage (mit sich nach der Sonne ausrichtenden Modulen) in die Fassade integriert. Die aus 240 rahmenlosen Glaslamellen bestehende Konstruktion mit insgesamt 4800 auflaminierten monokristallinen Solarzellen erzeugt Spitzenleistungen von ca. 8 kW und wirkt gleichzeitig als Sonnenschutzanlage für das großzügig verglaste Foyer. Gemeinsam mit einer konventionellen Photovoltaikanlage im Dachbereich werden im Laufe eines Jahres ca. 11.000 kWh Strom erzeugt, was dem Jahresverbrauch von drei Einfamilienhäusern entspricht. Neben der konventionellen Photovoltaikanlage befindet sich auf dem Laborgebäude auch eine 900 qm große Technikzentrale.
Mit all den genannten Maßnahmen entspricht das Gebäude in hohem Maße den Nachhaltigkeitskriterien, die auch heute an ein modernes Laborgebäude gestellt werden müssen.

schließen
Erweiterung Hochschule Esslingen in Zusammenarbeit mit Dieter K. Keck
Bildung, Nachhaltiges Bauen, Neubau


Überblickschließen

Erweiterung Hochschule Esslingen in Zusammenarbeit mit Dieter K. Keck

Erweiterung Hochschule Esslingen in Zusammenarbeit mit Dieter K. Keck

Die für die Hochschule Esslingen eigens entwickelte nachführbare Photovoltaikanlage ist die erste in Deutschland und nicht nur hocheffizient, sondern sie dient auch als Sonnenschutz und Gestaltungselement, durch das atmosphärische Licht- und Schattenspiele entstehen.